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Automatenstahl

26. August 2022

Automatenstahl – ein ganz besonderer Qualitätsstahl

Bevor wir in diesem Artikel ganz gezielt auf den besonderen Werkstoff „Automatenstahl“ eingehen, möchten wir zunächst eine kleine Exkursion in die Geschichte unternehmen.

Die Geschichte von Stahl

Stahl und die Steigerung der Produktion desselben ging über 130 Jahre mit der weltwirtschaftlichen Entwicklung einher. In einigen Bereichen der Wirtschaft, so zum Beispiel im Schiffbau, stellte die Produktion von Stahl die einzig vorhandene Begrenzung des Wachstums dar. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfindende technisch-industrielle Revolution sowie die auffallend hohe Steigerung der Produktion von Stahl stehen im direkten Bezug zueinander. Der wohl charakteristischste Zeitzeuge dieses Zeitabschnittes stellt sicherlich der Eiffelturm in Paris aufgrund seiner gewaltigen Stahlkonstruktion dar.

Lange Zeit war die Stahlproduktion einer Volkswirtschaft sogar ein Maß für dessen Leistungsfähigkeit. In der Zeit vor und nach dem zweiten Weltkrieg spielte Stahl die Hauptrolle bei der Produktion von Rüstungsgütern. Die Alliierten hatten die Absicht, das Ruhrgebiet, welches zur damaligen Zeit der größte geografische Waffenproduzent in Europa darstellte, mithilfe von gezielten Dammbrüchen zu überschwemmen.

Betrachten wir den Werkstoff Stahl aus ökologischer Sicht, dann haben wir hier einen hervorragenden Werkstoff, welcher sich fast ohne Qualitätsverlust recyceln lässt, und das sogar unbegrenzt. Denn Stahl kann immer wieder eingeschmolzen werden. Allerdings ist der Hochofenprozess bedenklich, da dieser mit immensen Kohlendioxidemissionen einhergeht. Aus diesem Grund wird im Bereich der Roheisenerzeugung intensiv an neuen Verfahren geforscht.

Da beim Legierungsvorgang von Automatenstahl toxische Bleidämpfe frei werden, müssen Stahlwerke außerdem eine spezielle Ausrüstung zum Absaugen der Dämpfe haben. Bleilegierter Automatenstahl wird daher nicht mehr in allzu großen Mengen produziert.

Was das Recycling von Stahl anbelangt, so wird der Werkstoff nach Gebrauch sortenrein gesammelt, eingeschmolzen und im Anschluss zu einem neuen Werkstoff verarbeitet.

Der Automatenstahl

Doch kommen wir nun konkret auf den Automatenstahl zu sprechen. Beim Automatenstahl handelt es sich entweder um einen komplett unlegierten oder aber sehr niedrig legierten Qualitätsstahl. Jede Sorte von Automatenstahl weist einen erhöhten Gehalt von Schwefel, Blei oder Phosphor auf. Dies ist auch der Grund dafür, warum sich der Automatenstahl perfekt für eine spanende Bearbeitung eignen.

Im Automatenstahl enthalten sind 0,07 % – 0,65 % Kohlenstoff, 0,6 % -1,5 % Mangan, 0,18 % – 0,4 % Schwefel und 0,05 % – 0,4 % Silicium. Wird eine besonders glatte Oberfläche oder ist eine hervorragende Spanbrüchigkeit erwünscht, dann ist außerdem noch 0,15 % – 0,3 % Blei enthalten.

Durch den erhöhten Gehalt von Schwefel und unter Umständen den Zusatz von Blei wird erreicht, dass beim Zerspanen der Automatenstahl in kürzere Späne bricht. Automatenstahl eignet sich zwar hervorragend für eine spanende Bearbeitung, jedoch eignet sich diese Form von Stahl nicht zum Schweißen. Automatenstahl wird auf Drehautomaten zu Drehteilen verarbeitet und zwar in zumeist großen Stückzahlen.

Auch in Bezug auf einen reibungslosen Betrieb der Drehautomaten ist die Tatsache, dass Automatenstahl kurzbrechende Späne ergibt, von enormer Wichtigkeit. Denn diese Tatsache sorgt dafür, dass ein störungsfreier Betrieb der Produktion gewährleistet wird.

Der Einsatz von Automatenstahl

Doch wofür wird Automatenstahl eigentlich eingesetzt? Automatenstahl wird in der Hauptsache bei Befestigungs- und Verbindungselementen sowie bei Hydraulikkolben und kleinen Wellen zum Einsatz gebracht. Also im Prinzip kommt Automatenstahl bei Kleinteilen zum Einsatz, die einen hohen Zerspanungsaufwand haben und später dann nur einer mäßigen Belastung standhalten müssen.

Von den Stahlwerken werden Automatenstähle entweder warmgewalzt oder aber als blanke Vierkant-, Sechs-, Flach- und Rundstäbe geliefert. Der Automatenstahl kann mittels Drehen, Sägen, Schneiden, Fräsen oder Bohren getrennt beziehungsweise abgetragen werden. Geht es um die Oberflächenbearbeitung von Automatenstahl, dann sind hier unterschiedliche Optionen möglich. So kann die Oberfläche des Werkstoffs graviert, poliert, geprägt, geschliffen oder mit Laser beschriftet werden. Und auch was die Behandlung der Oberfläche anbelangt, besteht hier die Möglichkeit einer Lackierung.

Automatenstahl: Eigenschaften, die den Werkstoff auszeichnen

Was die Optik anbelangt, so erscheint der Werkstoff in unterschiedlichen Grautönen. Die Haptik der Automatenstähle lässt sich mit den Attributen trocken, hart, kalt und glatt wohl am besten beschreiben. Anders als andere Metalle treten Automatenstähle nicht mit einem besonderen Eigengeruch auf. Ein Punkt, den viele Menschen, die sehr geruchsempfindlich sind, sicherlich sehr schätzen. Denn der Geruch von Automatenstählen ist neutral, also eigentlich nicht wirklich vorhanden.

Aufgrund des Schwefelgehalts von 0,15 – 0,3 % weisen die unterschiedlichen Varianten von Automatenstahl eine Korrosionsbeständigkeit auf, die im Vergleich deutlich verringert ist. Auch was die Witterungs- und Salzverwitterungsbeständigkeit ist diese bei den Automatenstählen nur bedingt vorhanden. Die Beständigkeit gegenüber Lösungsmitteln ist bei Automatenstahl allerdings gegeben.

Ein Werkstoff, viele Möglichkeiten

Wir von LOGA hoffen, dass wir Ihnen diesen ganz besonderen Werkstoff etwas näherbringen konnten. Wir finden Automatenstähle überaus vielseitig. Aufgrund dieser Vielseitigkeit als auch der hervorragenden Automatenstahl-Eigenschaften lassen sich mit diesem Werkstoff auch abseits des herkömmlichen Einsatzes, spannende Projekte verwirklichen. Und wer bisher immer dachte Stahl ist gleich Stahl, der sieht dies jetzt mit Sicherheit etwas anders.

Bei weiteren Fragen zu Automatenstahl dürfen Sie gerne jederzeit unsere Ansprechpartner kontaktieren.

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